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IT in der Insolvenz: So sichern Sie Betrieb, Daten und Struktur in der Krise

Wenn ein Unternehmen in die Insolvenz geht, steht die IT vor einer doppelten Herausforderung: Sie muss den laufenden Betrieb stabil halten – und gleichzeitig Kosten senken, Risiken minimieren und Compliance gewährleisten.

Dieser Beitrag zeigt, wie IT-Infrastruktur, IT-Organisation und IT-Service in einer Unternehmensinsolvenz optimal organisiert werden – praxisnah und Schritt für Schritt.

1. IT-Infrastruktur in der Insolvenz – Stabilität und Sicherheit zuerst

In der Krise zählt vor allem eines: Betriebssicherheit. Die IT-Infrastruktur muss so organisiert werden, dass alle kritischen Systeme weiterlaufen und keine Daten verloren gehen.

Stabilität sichern

Geschäftskritische Systeme wie ERP, Buchhaltung, E-Mail, DMS oder Produktionssteuerung müssen ohne Unterbrechung funktionieren.

→ Monitoring verstärken, um Ausfälle frühzeitig zu erkennen und gezielt gegenzusteuern.

Kosten kontrollieren

Überprüfen Sie alle laufenden IT-Verträge: Lizenzen, Cloud-Services, Wartung und Telekommunikation. Nicht benötigte Verträge können gekündigt oder auf günstigere Modelle umgestellt werden. Neue Investitionen sollten nur dann erfolgen, wenn sie sicherheitsrelevant oder zwingend notwendig sind.

Datensicherheit gewährleisten

Insolvenzverwalter benötigen gerichtsfeste Datensicherungen (BackReCiving) und laufende operative Backups. Zugriffsrechte müssen regelmäßig überprüft und angepasst werden, vor allem, wenn Mitarbeiter das Unternehmen verlassen.

Auch Cloud- und Hosting-Verträge sind kritisch: Eine Nichtzahlung kann zur Abschaltung führen – hier ist rechtzeitiges Handeln gefragt.

Dokumentation nicht vergessen

Eine saubere IT-Dokumentation ist Gold wert – für die Insolvenzverwaltung, Investoren oder spätere Käufer.
Systeme, Schnittstellen, Passwörter und Verantwortlichkeiten sollten vollständig erfasst und sicher archiviert werden.

2. IT-Organisation in der Insolvenz – Transparenz schafft Vertrauen

Neben der Infrastruktur spielt die Organisation eine zentrale Rolle. Ziel ist es, Verantwortlichkeiten zu klären, Wissen zu sichern und Transparenz für alle Beteiligten zu schaffen.

Klare Rollen und Verantwortlichkeiten

Die IT-Leitung berichtet direkt an die Geschäftsführung oder Insolvenzverwaltung. Im Fokus stehen Kernprozesse wie Finanzen, Kommunikation, Produktion und Materialwirtschaft.

Schlüsselpersonal sichern

Administratoren, ERP-Spezialisten und Netzwerkverantwortliche sind entscheidend für die Stabilität.
Wenn Personalabbau unvermeidlich ist, muss der Wissenstransfer dokumentiert und organisiert werden.

Compliance und Datenschutz

Auch in der Insolvenz gilt die DSGVO uneingeschränkt. Der Insolvenzverwalter braucht vollständigen Zugriff auf die IT-Systeme – aber mit klar geregelten Rechten und nachvollziehbarer Dokumentation.

Transparenz für Gläubiger und Käufer

Eine strukturierte IT-Organisation erleichtert die Due-Diligence-Prüfung und steigert die Chancen auf eine erfolgreiche Fortführung oder Übernahme.

3. IT-Service in der Insolvenz – Betrieb sichern, Support anpassen

Der IT-Service bildet das Rückgrat des laufenden Betriebs. In der Insolvenz müssen Support-Strukturen realistisch, effizient und klar definiert sein.

Service-Level neu definieren

Der Fokus liegt auf geschäftskritischen Systemen – Buchhaltung, ERP und Kommunikation. Nicht notwendige Zusatzservices („Luxus-Support“) werden eingestellt, Tickets nach Relevanz priorisiert.

Klare Kommunikation

Mitarbeiter müssen wissen, welche IT-Services weiterhin bestehen. Definieren Sie feste Kanäle für Supportanfragen, z. B. über Hotline oder Ticketsysteme.

Externe Dienstleister im Blick behalten

Bestehende SLA-Verträge prüfen und ggf. neu verhandeln – denn bei Zahlungsverzug können Anbieter Leistungen einstellen. Hier ist aktives Krisenmanagement durch den Insolvenzverwalter gefragt.

Notfallstrategien vorbereiten

Falls Cloud- oder Hosting-Anbieter kündigen, sollten Alternativen vorbereitet sein – etwa durch Migrationen oder lokale Backup-Lösungen.

4. Checkliste: IT-Management in der Insolvenz – Schritt für Schritt

Diese praxisnahe Übersicht hilft, in jeder Phase den Überblick zu behalten:

Sofortmaßnahmen (1–3 Tage)

  • Zugriff auf alle Systeme und Accounts sicherstellen
  • Daten und Backups sichern
  • IT-Verträge und Dienstleister prüfen
  • Schlüsselpersonal identifizieren
  • Kritische Systeme priorisieren

Kurzfristige Maßnahmen (1–3 Wochen)

  • IT-Bestandsaufnahme (Hardware, Software, Verträge, Schnittstellen)
  • Unnötige Services kündigen
  • Support-Levels anpassen
  • Datenschutz & Compliance prüfen

Mittelfristige Maßnahmen (1–3 Monate)

  • IT-Dokumentation aufbauen
  • Wissenstransfer sicherstellen
  • Datenräume für Investoren vorbereiten
  • Eigentumsrechte klären

Langfristige Maßnahmen (3+ Monate)

  • IT-Struktur an neue Szenarien anpassen (Fortführung, Verkauf oder Liquidation)
  • Daten archivieren (gesetzliche Aufbewahrungsfristen)
  • Systeme nach Abschluss sicher abschalten

Fazit: IT wird in der Insolvenz zum Stabilitätsanker

Eine funktionierende, dokumentierte und abgesicherte IT ist der Schlüssel zur erfolgreichen Abwicklung einer Unternehmensinsolvenz.

Sie sorgt für Betriebssicherheit, Transparenz, Compliance und Wertschöpfung – ob für den Insolvenzverwalter, Investoren oder Nachfolger.

Wer IT in der Krise strukturiert managt, sichert nicht nur Daten, sondern auch Handlungsspielräume.