In plötzlichen und schweren Unternehmenskrisen muss es schnell gehen. Do or die: Die Verantwortlichen müssen so gut es geht die Liquidität sichern, denn diese ist quasi wie das Blut im Menschen. Zunächst muss der Blutverlust des Patienten gestoppt werden und anschließend geht es darum, Blutkonserven zu besorgen, die wichtigsten lebenserhaltenden Maßnahmen zu ergreifen und danach den Kreislauf zu stabilisieren.
Die ersten 100 Stunden sind in der Krise die wichtigsten
In den ersten 100 Stunden einer schweren und unvermuteten Krise ist nicht Perfektion, sondern Geschwindigkeit und Transparenz das A und O. Ein ganzheitlicher Quick-Check über alle Einflussdimensionen sowie die harten und weichen Stellgrößen hilft dabei. Der Handlungsrahmen ist klar abgesteckt und auch die potenziellen Szenarien in Krisen sind begrenzt: Möglich sind Verkauf, Abwicklung/Stilllegung oder Fortführung.
Betroffene sind in diese Phase nicht selten paralysiert und emotional überfordert. Da hilft es, dass auch die Abläufe in den Szenarien grundsätzlich bekannt und vorhersehbar sind und bereits auf eine Reihe von Best Practices zurückgegriffen werden kann. Entscheidungsträger sollten in diesem Sinne aber schon zu diesem Zeitpunkt einen Blick in die Zukunft werfen und sich Gedanken zu den folgenden 100 Tagen und 100 Wochen machen. Ansonsten kann das Krisenmanagement schnell zur Managementkrise werden.
Die vier wichtigsten Fragen
Besonders wichtig sind dabei folgende vier Fragen:
- Welche Geschäftsbereiche sind lebensfähig und zukunftsfähig und welche sollten abgestoßen oder abgewickelt werden?
- Welche Wissens- und Leistungsträger werden für die anstehenden Veränderungen und den Wandel benötigt?
- An welcher Stelle muss der Rotstift angesetzt werden und in welchen Bereichen sollte investiert werden?
- Wie gelingt es, dass Mitarbeiter diese Achterbahnfahrt ohne große Reibungs– und Produktivitätsverluste mittragen und sich „committen“ – und als eigenverantwortliche Teams und in Co-Kreation den Wandel proaktiv mitgestalten?
Unternehmen sind soziale Systeme
Auch wenn es so mancher Berater und Verwalter nicht wahrhaben möchte: Unternehmen sind von und für Menschen gemacht und damit soziale Systeme. Wie ein tiefgreifender Veränderungsprozess kommuniziert und gestaltet wird, wirkt sich unmittelbar auf die Mitarbeiter aus. Und zieht die Belegschaft nicht mit, wird kein Turnaround, geschweige denn eine Transformation erreicht.
Von Beginn eines Krisenprojektes an sollten diese Überlegungen deshalb obersten Stellenwert haben.