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Wie geht nachhaltige Sanierung in der Krise? Erste Ergebnisse einer Experten-Umfrage

Fragen Sie sich auch woran es liegt, dass Ihre Sanierungen in der Krise nicht nachhaltig verlaufen? Das Gesetz zur weiteren Erleichterung der Sanierung von Unternehmen (ESUG) ist inzwischen fast 10 Jahre in Kraft. Ergebnisse einer Studie sind jedoch sehr besorgniserregend. Denn es zeigt sich, dass ca. 80% der Verfahren nicht nachhaltig verlaufen. Wie kann man also gegensteuern? Mit einer Umfrage, die wir gemeinsam mit der KSI durchgeführt haben, stellen wir hier erste Ergebnisse vor, auf deren Basis sich die Nachhaltigkeit von Sanierungen signifikant verbessern lassen kann.

Echtes Verbesserungspotenzial für Sanierungen in der Krise erkennen

Erwartungen an Sanierungen sind oft hoch – die Erfolge aber oft nur bescheiden. Um Verbesserungspotenzial in der Praxis zu erkennen und zu heben, richtet sich die Umfrage direkt an Sanierungs- und Restrukturierungsberater, Insolvenzverwalter sowie sonstige Beteiligte. Ziel ist es herauszufinden, inwiefern die Komplexität im Krisenunternehmen bzw. Beratungsverfahren Auswirkungen hat. Dabei geht es um die Beratungsstrategie und die Nutzung spezieller Verfahren des Projekt-, Daten- und Transformationsmanagements. Ebenso werden die größten Herausforderungen in diesem Bereich und die Einschätzungen für die Zukunft abgefragt.

10 Fragen, die den Schwierigkeiten von Sanierung und Restrukturierung in der Krise auf den Grund gehen

  • Frage 1 ermittelt den Schwierigkeitsgrad in Restrukturierungsprozessen. Einerseits im Krisenunternehmen selbst, das restrukturiert werden soll, andererseits im Beratungsprojekt- bzw. -verfahren, das eingesetzt wird.
  • Frage 2 beschäftigt sich mit der Beratungsstrategie, die überwiegend angewendet wird. Wird der Fokus mehr auf Innovation und Neuerung gesetzt oder geht es eher um Wiederherstellung oder gar lediglich Stabilisierung.
  • Die Fragen 3 und 4 zielen darauf ab, wie intensiv ein Projektmanagement, ein Transformationsmanagement und ein Datenmanagement derzeit bzw. zukünftig zum Einsatz kommen.
  • Frage 5 ermittelt, wer die Projektverantwortung trägt. Damit gemeint ist, welche Person oder Gruppe üblicherweise Verfahren oder Projekte managt.
  • Frage 6 klärt, welche Stakeholder für den Erfolg der Verfahren und Projekte entscheidend sind. Sind es eher Insolvenzverwalter/Sachwalter, oder Gesellschafter, Kreditgeber/Kreditversicherer, Kunden, Lieferanten, Mitarbeiter.
  • Frage 7 beschäftigt sich damit, ob ein Projekt Management Office gebildet wird.
  • Frage 8 ermittelt worin die größten Schwierigkeiten und die stärksten Erfolgstreiber in der Sanierungs- und Insolvenzberatung in der Krise bestehen.
  • Frage 9 klärt welche Rolle die Künstliche Intelligenz im Rahmen der Business Transformation spielen kann.
  • Frage 10 schließlich gibt den Teilnehmern Gelegenheit anzuführen, was zukünftig in der Sanierungs- und Insolvenzberatung in der Krise mehr Gewicht bekommen sollte.

Erste Ergebnisse als Basis für eine nachhaltige Restrukturierung in der Krise

Aus den Rückmeldungen lassen sich bereits gewisse Trends erkennen.

Wer trägt die Projektverantwortung?

So scheinen die Projektverantwortung mehrheitlich CRO und Berater, häufiger auch Insolvenzverwalter und Management (C-Level) zu tragen.

Wer trägt entscheidend für den Erfolg bei?

Kreditgeber/Kreditversicherer, häufiger auch Mitarbeiter, Gesellschafter und Kunden werden als erfolgsentscheidende Beteiligte genannt. Neugierig macht auch, dass dem Bereich Innovation und Erneuerung nur sehr begrenzte Triebkraft zugemessen wird. Dazu passt, dass ein Transformationsmanagement nur relativ selten praktiziert wird. Insbesondere in Auswertung der offenen Fragen schälen sich zwei große Themenkomplexe heraus.

  • Notwendige Daten, Information, Wissen und deren Qualität (zur Transparenz etc.) als Basis für Entscheidungen und Umsetzungen werden immer wichtiger.
  • Es geht bei der Krisenberatung deutlich in Richtung Transformation. Transformation muss aber bei den Beratern selbst anfangen.

Das Projektmanagement wird zwar als wichtig angesehen, aber es bleibt oft unklar, was darunter inhaltlich wirklich zu verstehen ist. Oft scheint noch ein Verständnis des Projektmanagements der 80er Jahre durch. Jedenfalls sind die rasanten Entwicklungen im Projektmanagement der letzten 30 Jahre und die gewonnenen Erkenntnisse im konkreten Vorgehen der Berater bisher nicht ablesbar (was eigentlich auch zur Transformation der Beratung gehört).

Um den Kreis zu schließen:

  • Transformation ist ein laufender Prozess, wird aber mit Hilfe von Projekten umgesetzt! Transformation und auch Projekte brauchen richtig, vollständig und aktuell: Daten, Information und Wissen – sonst werden keine Transparenz und Standortbestimmung sowie Abweichungsermittlung möglich.

Praxisnahe Empfehlungen für die nachhaltige Sanierung und Restrukturierung in der Krise

Die im Herbst 2021 durchgeführte Umfrage stellt die Komplexitätsbeherrschung für eine nachhaltige Sanierung in der Krise in den Fokus. Die Veröffentlichung erster Ergebnisse der Studie in der KSI 06/2021 lesen Sie hier.

Eine detaillierte Auswertung der kompletten Studie erscheint Anfang 2022. Lesen Sie dazu die Thesen zur zukünftigen Gestaltung von Restrukturierungsprozessen in einem ausführlichen Folgebeitrag der KSI 01/2022.